Truschääder Ritterfosenocht 2025
„Ritter vom Hahn“ – wieder ein Superlativ des fränkischen Faschings
Technische Perfektion trifft auf humoristische Raffinesse, großer Abwechslung und enormen Einfallsreichtum
Zum Jubiläum 50 Jahren „Ritter vom Hahn“ beschenkte sich die große Karnevalsgesellschaft aus Trunstadt mit einem 5-Stunden Programm, das Seinesgleichen sucht, das Maßstäbe setzt und zeigt, dass man sich immer wieder neu erfinden kann. Ein grandioses Publikum in den 3 ausverkauften Prunksitzungen bedankte sich mit langanhaltenden großen Applausstürmen, Zugabe-Rufen und vielen, vielen Lachern. Die Mischung aus engagierten, vor allem jungen Akteuren und ausgelassenen Faschings-Fans ist der Garant für diese beeindruckende und unvergessene Veranstaltung.
„Jetzt geht’s los“, schrie die Große Garde und eröffnete damit den bunten Reigen von 19 Programmpunkten. Das Moderatorenteam Kathleen Grafe und Henning Willig behielten den Überblick und lenkten anschließend gleich auf den Sketch „Hausaufgabe mit Opa“. Der neue Jungstar Marlene Jäger begleitet von Ihrem „richtigen“ Opa Michael zeigten mit viel Witz und einer Gesangseinlage, dass die Kommunikation über gleich 2 Generationen hinweg durchaus eindeutig zweideutig sein kann.
Inspiriert durch den Kinofilm „Die Trolls“ brillierten die Tanzmäuse mit einer Choreografie von wild herumtanzenden Farbklecksen, die beim Publikum Tränen vor Rührung in den Augen hervorriefen und mit einer Zugabe belohnt wurden.
Den Klassiker des heutigen Abends bot wieder einmal routiniert Helmut Wohlpart mit seiner Büttenrede „Einer, der in Rente geht“. Helmut beherrschte sein Publikum, lieferte eine Pointe nach der Nächsten ab und erhielt dafür laaaang anhaltenden Applaus.
Schauspielerischer Höhepunkt war diesmal der fernsehreife Sketch „Die 3 von der Bushaltestelle“. Frida Ziegler, Elena Eßig und Ella Schenk demonstrierten wortgewandt, dass Mobbing auch lustig sein kann, wenn als Ergebnis Freundschaft entsteht. Mit dieser Darbietung qualifizierten sich die 3 Mädels für einen TV-Auftritt im Bayerischen Fernsehen.
JFA ist die Abkürzung für Jungfrauenabschied. Diesen zelebrierten das „altbewährte“ Frauen-Sketch-Team auf besondere Weise, indem Sie sich in den verruchten Zauber der Hamburger Reeperbahn einführen ließen und dabei so schillernde Personen wie Olivia Jones begegneten.
Ein neues altes Gesicht verwandelte die Ritter-Bühne in Kleinkunst-Atmosphäre. Michael Kratzer erzählte musikalisch als Gitarrenvirtuose aus dem feuchtfröhlichen Leben eines Musikers.
„90 Jahre und kein bisschen Weise!“ Maria Waltrapp und Brigitte Wünsche erzählten in ihrem Sketch vom Leben im hohen Alter, von den (Un)annehmlichkeiten und dem immerwährenden Meistern des Alltags. Mit einer Tanzeinlage ihrer Altenheim-Dancegroup zeigten sie dem Jungvolk, dass in jedem Alter noch der Vulkan brodeln kann.
Kurz vor der Pause erzählten noch Katrin Rebhan und Henning Willig „Szenen einer Ehe“ oder dass sich durch Missverständnisse und Wortspiele sehr schnell das Ganze in eine verhängnisvolle Affäre verwandeln kann.
Den Auftakt zum 2. Teil der Veranstaltung meisterten die Ritterfunken in neuem Outfit gekonnt mit abwechslungsreichen und akrobatischen Tanzeinlagen unter dem Titel „Born to be wild“.
Im Sketch „Die Show der Musik-Lative“ verballhornte man die Fernsehshows um Silbereisen und Co.. Allerdings wesentlich kurzweiliger als im Fernsehen, da alle Musikrichtungen von der Stubnmusi bis Hipp-Hopp über Rock und Klassik vertreten waren. Und so stellte man fest, dass Musik nicht unbedingt alles andere als grenzüberwindend wirkt.
Hochaktuell wurde es mit der Büttenrede „Der Jungwähler“ mit David Kunzmann, der mit 18 Jahren wählen darf, aber nicht weiß, was er wählen soll. Entweder kunterbunt, eine gemischte Platte oder sich selbst mit der neugegründeten Partei „FDS - Faulenzen durch Schmarotzen“.
Körperliche Ästhetik der Extraklasse boten Jana Bäuerlein und Katrin Massobust mit ihrer Funkenmarichen-Show. Sportliche Höchstleistung gepaart mit Perfektion und der Leichtigkeit des Seins lösten beim Publikum Staunen, Respekt und einen riesigen Applaus aus.
Toppen konnte diesen Augenschmaus nur noch das Männerballett. Ja, unsere Männer können, gekonnt den Can Can und verwiesen damit alle weiblichen Schönheitsideale auf die hinteren Ränge.
Fast wie im richtigen Leben: Die Probleme mit der Deutschen Bahn stellte der Wittke-Clan und Bettina Fösel mit ihrem Sketch „Abgefahren“ deutlich zu Tage. Vor allem die Bahnstrecke von Trunstadt nach Viereth hat so ihre Tücken und muss doch häufiger über Stückbrunn und Weiher umgeleitet werden.
Völlig losgelöst drangen die Ballerinen des Showtanzes in weite Galaxien vor und regten mit einer tollen Liedauswahl und kreativen Choreos im Publikum die Phantasie für eine ferne Zukunft an.
Im Finale ertönte das Lied „50 Jahre die Ritter“ und versammelte alle Akteure auf die Bühne. Man feierte sich und das Publikum feierte die Ritter und den fränkischen Fasching.
Wenn Sie diesen Artikel wirklich zu Ende gelesen haben, stellen Sie sicher fest, wie viel Engagement so eine Faschingstruppe wie die Ritter mitbringen muss, um die über 100 Aktiven gekonnt in Szene setzen zu können. Ein hohes Maß an professioneller akustischer Technik, Belichtungseffekten, Kameraführung, Make-up, Frisuren, flippige Outfits, Requisiten, Texteschreiber und und und und sind nötig, um so einen aufwendigen Abend stemmen zu können. Die Ritter müssen sich nicht um Nachwuchs sorgen. Viele Jungtalente entdeckt man in Trunstadt und es werden immer mehr. Nein, die „Ritter vom Hahn“ brauchen sich keine Gedanken für die kommenden 50 Jahre zu machen.
Text: Roland Kunzmann
Fotos: Christine Herold, Daniel Lodes